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"Museum zum Anfassen" - Startschuss für ein neues Inklusionsprojekt in Hamburg

Aktualisiert: 19. Okt. 2022




Gestern Nachmittag, am 21. September, war es endlich soweit: Im Museum Altona fiel der Startschuss für das neue inklusive Museumskonzept "Museum zum Anfassen". Dabei kam eine kleine Gruppe von Menschen mit Sehbehinderungen exklusiv in den Genuss, die Dauerausstellung "Mythos Landleben" erstmalig in einem ganz neuen Format zu erleben. Mithilfe eines sogenannten "Materialkoffers" konnten die interessierten Musemsbesucherinnen und -besucher nicht nur auditiv sondern auch haptisch das Hamburger Landleben des 19. Jahrhunderts erleben.


Inklusive Führungen gibt es in Hamburgs Museen bereits länger. So bietet die gehörlose Museumspädagogin Martina Bergmann bereits seit über 20 Jahren Führungen in Deutscher Gebärdensprache an. Außerdem initiierte der Museumsdienst häuserübergreifend im Schulterschluss mit mehreren Museen und Ausstellungshäusern öffentliche Führungen unter dem Namen „Kaleidoskop“ für Menschen mit Demenz. Das Projekt Museum zum Anfassen erweitert das inklusive Angebot nun um eine weitere Dimension: das sinnliche Erleben einer Ausstellung. Gestern startete das neue Angebot im Museum Altona. Die Direktorin des Museums, Prof Dr. Anja Dauschuk, durfte dafür den offiziellen Startschuss in ihrem eigenen Museum geben. Gleichzeitig startete das Angebot für blinde und seheingeschränkte Menschen auch im Archäologischen Museum Hamburg, im Deutschen Hafenmuseum (im Aufbau), in der Hamburger Kunsthalle, im Internationalen Maritimen Museum Hamburg und im Museum der Natur–Zoologie statt.


Das neue Inklusionsprojekt Museum zum Anfassen ist unter enger Zusammenarbeit des Hamburger Museumsdienstes mit dem Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg, der Campus Uhlenhorst gGmbH und der Evangelischen Stiftung Alsterdorf entstanden. Insbesondere die Fachgruppe Kultur des Hamburger Blinden- und Sehbehindertenvereins stand dem Projekt bei der Konzeptionierung mit intensiver Beratung zur Seite. André Rabe, der zweite Vorsitzende des Vereins, betont dabei, wie bedeutsam das haptische Erleben für Menschen mit einer Sehbehinderung ist. Er unterstützt das neue Hamburger Inklusionsprojekt daher sehr. Das Ergebnis des neuen Konzeptes kann sich dabei wahrlich sehen oder besser gesagt FÜHLEN lassen. Denn bei jeder Führung ist ein individuell ausgestatteter "Materialkoffer" dabei, der die jeweilige Ausstellung mittels Tasten, Riechen und Hören sinnlich erlebbar macht. Im Koffer enthalten sind dabei diverse Objekte und Repliken der Ausstellung, die die Teilnehmenden ausdrücklich berühren und erfühlen dürfen. Das können in einem Naturkundemuseum zum Beispiel tastbare Schwellkopien oder Miniatur-Nachbildungen von Tieren sein. Im Kunstmuseum dagegen können zum Beispiel Gliederpuppen dabei behilflich sein, das Gemälde und die Körperhaltung eines abgebildeten Menschen nachzuempfinden.


Orientierung für das sinnliche Erleben gab das sogenannte Zwei-Sinne-Prinzip, sagt Frau Roegler, Fachbereichsleiterin für Bildung und Vermittlung im Museum Altona. Das Zwei-Sinne-Prinzip besagt, dass mindestens zwei der drei Sinne Hören, Sehen und Tasten gleichzeitig angesprochen werden. Damit soll die Barrierefreiheit größtmöglich sichergestellt sein.

Das Führungsangebot Museum zum Anfassen ist als Gruppenangebot ab sofort in mehreren Hamburger Museen buchbar. Dabei ist jede Ausstellung mit einem individuellen Materialkoffer für das bessere Erleben ausgerüstet. Zurzeit sind 14 Führungen buchbar. Dabei sind diese ersten Führungen speziell für blinde und sehbehinderte Menschen konzipiert. Aber auch andere Zielgruppen sollen schon bald von diesem Konzept profitieren. Ziel ist es, die Museumswelt zum Beispiel auch Menschen mit Körper- oder Hörbehinderungen, Menschen aus dem autistischen Spektrum, Menschen mit Downsyndrom oder Menschen mit Demenz näher zu bringen. Bis zum Ende des Jahres 2022 sind dann 38 verschiedene Gruppenführungen Museum zum Anfassen in 11 beteiligten Museen, Ausstellungshäusern und Gedenkstätten verfügbar


Aufgrund einer Projektförderung können die Gruppenangebote aktuell zu sehr reduzierten Eintrittspreisen angeboten werden. Frau Anika Stracke, die sich beim Hamburger Museumsdienst aktiv für Inklusionsprojekte innerhalb der Hamburger Museumslandschaft stark macht, will das Projekt auch im kommenden Jahr weiter ausbauen. Der Hamburger Kultursenator Dr. Carsten Brosda unterstützt dies ausdrücklich: "Unsere Museen sollen für alle da sein."


Wer das Museum zum Anfassen kennenlernen und erfahren will, kann sich für eine Buchung an den Hamburger Museumsdienst wenden. Damit das Erleben für alle Teilnehmenden umfassend möglich ist, werden die Gruppen bewusst klein gehalten. Maximal 12 Personen sind möglich.

Die Führungen können über den Museumsdienst mit Wunschtermin gebucht werden. Die Buchung kann telefonisch unter 040-428 131 0 oder per E-Mail an info@museumsdienst-hamburg.de erfolgen.


Weitere Informationen und Kontakte:


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