Mit großer Begeisterung erwarteten alle die Einführung des bundesweiten
9-Euro-Tickets. Die Vorbestellungen liefen auf Hochtouren, und viele Nicht-Bahnfahrende haben dieses Ticket auch genutzt. Manche mehr und manche weniger. Auch viele Unternehmen profitierten davon.
In den entspanntesten Uhrzeiten des Tages kann man auch tatsächlich sagen: endlich mal eine gute, geldsparende und auch noch umweltschonende Sache, dieses 9-Euro-Ticket!
Doch nicht alle konnten diese neue Freiheit tatsächlich genießen. Radfahrerinnen und Radfahrer, Eltern mit Kinderwagen, Menschen mit Gehwagen oder auch Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer - sie alle fanden oft keinen Platz in den völlig überfüllten Zügen, Bussen und Bahnen. Zahlreiche Beschwerden erreichten die Verkehrsbetriebe. Neben den bekannten Zugverspätungen und -ausfällen sorgten übervolle Züge, gefährliches Gedränge auf den Bahnsteigen und nicht zuletzt auch noch fehlende oder kaputte Toiletten für ein vielfaches Chaos und teils verzweifelte Menschen.
Wenn dann noch Bauarbeiten, kaputte Waggons, kaputte Fahrstühle oder Zugausfälle dazu kommen, dann wird es wahrlich schwierig, pünktlich irgendwo anzukommen.
Dass das anders werden muss, das haben sowohl die Verkehrsverbünde als auch die Politik eingesehen. Die Sicherstellung und Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe ist unter diesen Umständen kaum gegeben.
Besonders auf den beliebtesten Zugstrecken gab es hinreichend Probleme. Erschwerend kommt hinzu: schon ohne das 9-Euro-Ticket ist der Hamburger Nahverkehr noch immer nicht hinreichend barrierefrei. Die Mängel wurden nicht zuletzt auch bei der Ausarbeitung der Landesaktionspläne diskutiert, wo sich Menschen mit Behinderungen für mehr Barrierefreiheit stark machen und Vorschläge zur Verbesserung einbringen. Teilhabe muss für alle möglich sein. Dazu gehört auch die grundsätzliche Mobilität für berufliche wie auch private Zwecke. Besonders die weltoffene Stadt Hamburg hat viel zu bieten, insbesondere auf dem kulturellen Sektor. Veranstaltungen locken uns überall, und natürlich wollen das viele nutzen nach der langen Abstinenz aufgrund von Corona. Die Barrierefreiheit bei Veranstaltungen verzeichnet auch hier und da eine leichte Verbesserung. Das ist schon mal die richtige Richtung. Doch was nützt eine barrierefreies Event, wenn dieses nicht erreichbar ist. Soll heißen: es braucht auch Platz in Bus und Bahn! Bei überfüllten Bussen, Bahnen und Zügen haben aber besonders Menschen, die auf Mobilitätshilfen angewiesen sind, oft das Nachsehen. Natürlich wäre eine Fortführung eines günstigen Bahntickets aus diversen Gründen sicher wünschenswert. Eine Entspannung in der Zahl der Reisenden und der deutlich gestiegenen Anzahl an Barrieren wäre aber ebenso zu begrüßen. Klare Regeln sollen zukünftig aufgestellt werden, und die Bedarfe verschiedener Zielgruppen sollen berücksichtigt und hoffentlich auch umgesetzt werden. So verlauten zumindest die jüngsten Gespräche zwischen Politik und Verkehrsbetrieben in Hamburg und Schleswig-Holstein. Unter dem Aspekt der Barrierefreiheit hat das 9-Euro-Ticket sich zumindest bisher keine Lorbeeren eingeheimst. Eher im Gegenteil. Der Finanzaspekt allein genügt eben nicht, um den Bedürfnissen aller Menschen gerecht werden zu können. Aber die Umsetzung des Lösungsmöglichkeiten erfordert eben auch Zeit. Und das nächste Bahnticket steht schon in den Startlöchern. Ob es wohl erste Verbesserungen geben wird...?
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